Liebe Leser:innen,
es ist ein bisschen peinlich, aber eigentlich müsste es diesen Newsletter schon seit zwei Jahren geben.
Im Januar 2019 kam ich auf die Idee dazu, kurz nachdem die Zeitschrift eingestellt worden war, für die ich vorher gearbeitet hatte. Zwei Autor:innen schreiben über ein gemeinsames Popthema, betrachten es aus unterschiedlichen Blickwinkeln und kommen hoffentlich zu Ergebnissen, die es weder in den verbliebenen deutschen Musikmagazinen noch in den Kulturteilen der verbliebenen deutschen Tageszeitungen zu lesen gibt.
Einerseits wollte ich mir selbst ein outlet schaffen, um weiterhin über Künstler:innen, Bands, Filme und/oder Basketballspiele schreiben zu können, die mich besonders begeistert haben. Andererseits wollte ich weiterhin mit anderen Journalist:innen zusammenarbeiten und der müden These entgegenwirken, dass das Schreiben über Pop ein prinzipiell undankbarer und brotloser Zeitvertreib sei.
Die Wahrheit ist: Es gibt immer noch sehr viele talentierte, smarte und ambitionierte Autor:innen, die sich auf Deutsch an Pop und seinen Phänomenen abarbeiten. Ich hoffe sehr, dass viele von ihnen in Zukunft in diesem Newsletter auftauchen werden. Die Wahrheit ist aber auch: Selbst die einfachste Idee kann in Arbeit ausarten, vor allem, wenn man sie um die Deadlines anderer Projekte herumzubauen versucht. Nicht zuletzt deshalb hat es zwei Jahre und einen besonders traurigen Anlass gebraucht, um all caps an den Start zu bringen.
Als ich hörte, dass MF Doom gestorben ist, saß ich in meinem Wohnzimmer und trank einen verunglückten Cocktail. 31. Dezember 2020, zehn Minuten vor Mitternacht. Am nächsten Morgen (okay: Nachmittag) las und hörte ich mich durch die Nachrufe, Ehrerbietungen und Tributsendungen, die beinahe ausschließlich in englischsprachigen Medien erschienen. Auf Twitter konnte ich außerdem verfolgen, dass fast alle, mit denen ich dort regelmäßig kommuniziere, eine persönliche Geschichte über MF Doom zu berichten hatten.
Eine dieser Geschichten erzählt Aida Baghernejad nun als erste Gastautorin von all caps. (Der Name des Newsletters war nach Dooms Tod natürlich ein no brainer.) In ihrem Text madvillainy. trost in sound schreibt Aida darüber, wie sie es mit dem legendären Kollaboalbum von MF Doom und Madlib durchs erste Jahr der Coronapandemie geschafft hat. Es freut mich wahnsinnig, dass ich gleich für die erste Ausgabe von all caps eine so tolle Autorin gewinnen konnte. Thanx, Aida!
Mein eigener Beitrag beschäftigt sich mit den frühen Jahren von MF Doom. In mf doom. world builder schreibe ich darüber, wie aus dem Rapper Zev Love X ein maskierter Supervillain wurde, wie MF Doom seinen eigenen Stil entwickelte und wie er sich damit gleichzeitig auf den Hip-Hop-Zeitgeist der späten Neunzigerjahre bezog und davon absetzte. Wer nun angefixt ist, findet in unserer Leseliste infinite doom noch mehr gute Artikel, Podcasts und Playlists über MF Doom.
Ein besonderer Dank gilt Simone Kornalewski, die das Logo von all caps designt hat. Britta Helm kümmert sich außerdem um die Website allcaps.berlin, auf der es in Kürze weitere Infos über die Themen und Contributors des Newsletters geben wird.
all caps erscheint in unregelmäßigen Abständen – wann immer es die Terminkalender der Gastautor:innen (und mein eigener) erlauben. Wer den Newsletter abonniert oder mir auf Twitter folgt, wird natürlich keine der kommenden Ausgaben verpassen.
Bis dahin vielen Dank fürs Lesen und alles Gute. Spread the word!
Daniel Gerhardt